Restauration & Pension Friedrich August-Stein im OT Röttis

Die Gaststätte Friedrich August-Stein, zu der die Röttiser wegen ihrer Nähe den engsten Kontakt hatten, besaß wohl schon Mitte des 19. Jahrhunderts eine Schankerlaubnis. Der genaue Zeitpunkt der Errichtung und Eröffnung ist unklar. Fest steht jedenfalls, dass das Haus während des Baus der Elstertalbrücke als Unterkunft und Sitz der Bauleitung fungierte. Der damalige Besitzer des , der die Wirtschaft wohl verpachtete, war der in Jocketa ansässige Bauunternehmer Johann David Tippmann, weshalb die Gaststätte im bereits zitierten Artikel von 1851 auch als "Tippmann`sche Restauration" bezeichnet wurde. Sicherlich war Tippmann mit seiner Firma auch unmittelbar am Bau der Elstertalbrücke und später auch an weiteren Bauprojekten beteiligt. Aus den 50er und 60er Jahren des 19. Jahrhunderts gibt es mehrere Annoncen in der Lokalpresse, die den Friedrich-August-Stein als veritable Ausflugsgaststätte preisen. Es wird dort zum Karpfenessen, zum "Sternschießen", zur Kirmes und ebenso zum "Kegelschub" eingeladen. Als spätere Besitzer oder Betreiber des Friedrich-August-Steins sind unter anderem Friedrich Julius Eckardt, Ferdinand Sommer, Christian Friedrich Knoll, Max Möckel, Gustav Haueis und Walter Raabe benannt.

Die Bilder der Gesamtanlage am Rand des wunderbaren Elstertales, die aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert stammen sind wirklich eindrucksvoll. Leider ist dieser Zustand in den Jahrzehnten danach aber nicht erhalten worden. Auch in der DDR- Zeit wurde die Gaststätte am August-Stein bis in die 80er Jahre weiterbetrieben. Seit den 20er Jahren, also seit der Weimarer Republik, gab es aber dort keine wirkliche bauliche Erneuerung mehr. Es wundert deshalb nicht, dass die Außenfassade der Gaststätte schon auf Fotos aus den 70er Jahren einen ziemlich heruntergekommenen Eindruck macht. Die inneren Gasträume hatten aber bis zuletzt ihr gemütliches Ambiente bewahren können. Vor allem der schöne Tresen mit der reich verzierten Schanksäule und der mit Jagdmotiven ausgestaltete Kachelofen in der benachbarten Gaststube sind den Röttisern noch gut in Erinnerung.

Betrieben wurde die Gaststätte zuletzt vo nder alten Frau Oertel, jedenfalls so lange, wie sie das noch konnte. Als sie dann Mitte der 90er Jahre nach Jößnitz in ein Pflegeheim verzog, bleib die Gaststätte dauerhaft geschlossen und das Anwesen unbewohnt. Über zwei Jahre standen die Häuser dann leer. Dass hier draußen, weitab vom Röttiser Dorfkern und zugänglich von drei verschiedenen Seiten, auch niemand ein wachsames Auge auf das Anwesen haben konnte, liegt eigentlich auf der Hand. Deshalb verwunrdert es nicht, dass der "Auguststein" unbewohnt nicht nur weiter verfiel. Das Haus wurde auch Opfer krimineller Machenschaften, deren Hintergründe nie völlig aufgeklärt werden konnten. Es wurden dort Scheiben eingeworfen, Türen eingetreten, das innere Gaststättenmobilar samt Kachelofen gestohlen und der Rest der Inneneinrichtung mit Eisenstangen zerträmmert. Besonders der schöne Tresen soll später in einer anderen Wirtschaft im Vogtland wiedergsehen worden sein, aber das sind bestimmt nur Gerüchte. Wer die damaligen Einbrecher waren, ob es sich um Jugendliche Vandalen handelte, blieb bis zuletzt unklar. Richtig bestraft wurde für diese frevelhafte Tat jedenfalls niemand.

Eigentlich hätte diese Entwicklung das Todesurteil für die einstamsls berühmte Ausflugsgaststätte sein können. Auch ein neuer Zwoschenerwerber zeigte wenig Anstalten, dieses Schicksal zu wenden. Er riss dann 1997 das alte Seitengebäude ab, weshalb die Röttiser damals das nahende Ende ihres geliebten "Auguststeins" schon als beschlossene Sache sahen.

Doch die Dinge sollten- glücklicherweise- anders kommen. Der in Röttis ansässige Architekt Klaus Fleischmann, der schon zuvor am Löschteich gebaut hatte, suche eine neue Herausforderung. Und er hatte sie am Friedrich-August-Stein gefunden. Er kaufte das Objekt und begann ab 1999, es unter weitestgehendem Erhalt historischer Bausubstanz zu sanieren und auszubauen. Im Januar 2001 konnte dort Richtfest gefeiert werden, seit Ende März war das Anwesen wieder bewohnt.

Am 21. Juli gab es dann am Auguststein ein erstes großes Fest. Die alten Initialen von Sachsen König Friedrich- August II., die seit ewigen Zeiten meterhoch auf jenem berühmten Felssporn prangten, dort besucht werden konnten und dem Aussichtspunkt seinen Namen gabenm waren eines Nachts entwendet worden. Also sammelte der Röttiser Dorverein Geld und stiftete nun die neu geschmiedeten, dem historischen Original entsprechenden Initialen "FA". Sie wurden nun in Anwesenheit von 350 Besuchen im Hof des neuen "Auguststein" feierlich geweiht. Man staunte nicht schlecht, als der Sächsische König in einem vierspännig gezogenen Landauer nebst Bediensteten sogar höchst selbst zur Weihe erschien. Er hielt eine ergreifende Rede an seine Untertanen, die vielen der Anwesenden die Tränen in die Augen trieben. Nur als er am Enede in seiner Kutsche gemeinsam mit seinem Leibknecht berherzt zu einer Flasche Sternquell griff, fragte sich dann doch der eine oder andere, ob man nicht einem Doppelgänger auf den Leim gegangen war. Aber das bleibt eines der vielen Geheimnisse, mit denen die Dorfgeschichte in Röttis verbunden ist.

Das Anwesen am Friedrich-August-Stein ist seit dieser Zeit wieder eine auch über Röttis hinaus bekannte Institution. Die neuen Hausherren haben stets ein offenes Haus gepflegt. Sie haben diesen Ort mit ihrer Gastlichkeit beschenkt und auch durch Kunst, Kulrut oder sportliche Events unsere kleine Dorgemeinschaft bereichert. Dafür sind wir sehr dankbar und wünschen uns eine Fortsetzung auch in den kommenden Jahren. Der größte Verdienst der neuen "Auguststeiner" ist und bleibt aber die Rettung dieses fast schon verlorenen Kulturgutes auf den Höhen des schönen Elstertales.

(Auszug aus der Röttiser Chronik 1244-2019)

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